ChatGPT-Chats werden von Google indexiert

Vor weniger als 24 Stunden teilten findige SEOs eine pfiffige Entdeckung: Die öffentlichen /share
-Unterhaltungen von ChatGPT waren vollständig indexierbar, und einige tauchten bereits in Googles Top 20 für Long-Tail-Suchanfragen auf. Der Fund wirkte wie digitale Alchemie – sofortiger, autoritativer Content, den man nicht selbst schreiben musste. Screenshots landeten auf Twitter, Blogposts schossen aus dem Boden, und einige Opportunisten begannen sogar, die Chats für Schnellschuss-Affiliate-Seiten abzugreifen.
Dann fiel der Hammer.
Am nächsten Morgen war jedes /share
-Ergebnis aus Googles Index verschwunden. Geben Sie heute site:chatgpt.com/share
ein und Sie sehen null Treffer. OpenAI spielte in schneller Folge drei Änderungen ein – <meta name="robots" content="noindex">
, ein siteweites Canonical auf die Homepage und (höchstwahrscheinlich) eine Massenanfrage über Googles URL-Removal-Tool. „ChatGPT-Share-URLs“ wurden damit zum Live-Beispiel für blitzschnelles Deindexieren durch Google.
Eine Schnellumfrage unter 225 Gründern fing die Stimmung ein:
Option | Stimmen | Fazit |
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Ja – Risiko ist es wert | 28,9 % | Beinahe ein Drittel würde trotz über Nacht ausgelöschter Seiten weiter auf Black-Hat-Abkürzungen setzen. |
Nein – Ich brauche SEO-Traffic | 40,4 % | Pragmatiker, die wissen, dass organischer Traffic ihre Lebensader ist. |
Moment … mein SEO wegbomben? | 24,9 % | Schockierte Neulinge, die erst jetzt verstehen, was „deindexiert“ wirklich bedeutet. |
Was sind Backlinks? | 5,8 % | Die Ahnungslosen – bis sie selbst betroffen sind. |
Der Einsatz könnte nicht klarer sein:
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Verlorene Zitationen: Jeder KI-Assistent oder Nachrichtendienst, der Ihren
/share
-Chat zitiert hat, verliert das Link-Equity, sobald Google die Seite löscht. -
AI-Visibility-Gap: Auf aktuellen Web-Snapshots trainierte LLMs werten Googles Index als Vertrauenssignal. Kein Index, keine Zitation.
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Organic-Traffic-Cliff: Wenn Google Sie in einem einzigen Crawl-Zyklus von der SERP fegen kann, ist Ihre Content-Pipeline nur so robust wie Ihre Compliance-Disziplin.
Der Wachstums-„Hack“ von gestern ist heute zur Warnung geworden – ein Beweis dafür, dass der Weg vom Ranking zum Verschwinden nur einen Google-Refresh entfernt ist, wenn man auf Schlupflöcher statt auf nachhaltige SEO-Grundlagen setzt.
Wie /share-Seiten überhaupt in den Index gelangten
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Robots.txt ließ die Tür sperrangelweit offen
Als ChatGPT die öffentliche „Share“-Funktion startete, erlaubte dierobots.txt
unter User-agent: * explizit das Crawlen von/share/
. Für Googlebot war das grünes Licht, jede geteilte Unterhaltung als normale HTML-Seite abzurufen, zu rendern und zu bewerten. -
Googles Arsenal zur Entdeckung versteckter URLs
Selbst wenn keine Seite auf diese URLs verlinkte, kann Google sie über passive Datenströme finden, die die SEO-Community „Google Side-Channels“ nennt.-
Chrome-URL-Hints — wenn Millionen Nutzer einen
/share
-Link in die Omnibox einfügen oder ihn in ChatGPT anklicken, sendet die Chrome-Telemetrie anonymisierte URL-Samples an Googles Crawl-Scheduler. -
Android-Link-Resolver — jeder Tap auf eine
/share
-URL in einer Android-App löst einen Intent aus, der von den Play-Services-Diagnosen protokolliert wird. -
Gmail- & Workspace-Scans — geteilte Chats, die per E-Mail zwischen Kollegen verschickt werden, werden auf Phishing geprüft; als unbedenklich eingestufte URLs landen in der Crawl-Queue.
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Public-DNS- & QUIC-Heuristiken — hohe DNS-Look-ups für dasselbe Verzeichnis signalisieren: „Dieser Pfad ist relevant.“
Ergebnis: Keine internen Links ≠ keine Entdeckung. Google braucht keinen Linkgraphen, wenn das Nutzerverhalten selbst auf neue URLs hinweist.
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KI-generierter Content wirkt frisch & einzigartig
Jede/share
-Seite enthielt neuartigen Text, der nirgendwo sonst dupliziert war; Googles Freshness-Classifier schrieb ihr sofort Wert zu. Die Kombination aus erlaubt-Crawling und einzigartigem Content brachte die Seiten rasant in den Live-Index – manche binnen weniger Stunden nach dem ersten Teilen.
Googles Blitzaufräumung: Die Vierfach-Lösung
# | Gegenmaßnahme | Wirkung | Warum es schnell wirkt |
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1 | Einfügen von <meta name="robots" content="noindex"> |
Signalisiert Googlebot, weiter zu crawlen, aber die Seite aus dem Index zu entfernen. | Tag greift beim nächsten Crawl – oft < 12 h. |
2 | Setzen von <link rel="canonical" href="https://chatgpt.com"> |
Leitet verbleibende Rankingsignale an die Startseite weiter. | Verhindert, dass kanonisierte Duplikate später wieder auftauchen. |
3 | Massenübermittlung im Google-URL-Removal-Tool | Blendet URLs sofort für etwa 6 Monate aus, während die dauerhafte Deindexierung läuft. | Umgeht Crawl-Latenz; wirkt innerhalb von Minuten. |
4 (erwartet) | Aktualisieren von robots.txt mit Disallow /share/ |
Stoppt Crawl-Anfragen komplett und reduziert Bandbreite sowie Log-Rauschen. | Letzter Feinschliff; stellt sicher, dass neue Share-Links nie wieder in die Queue gelangen. |
Warum Google innerhalb von 24 Stunden reagieren konnte
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Big-Brand-Priorität: Domains mit hoher Autorität werden häufiger gecrawlt, daher verbreiten sich Direktiven schneller.
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Manueller Schubs: OpenAI hat höchstwahrscheinlich „Abruf wie durch Google“ in der Search Console ausgelöst, um nach Aktivierung der neuen Tags eine Zwangsaktualisierung kritischer Seiten zu erzwingen.
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Automatisches Penalty-Umgehen: Googles Spam-Systeme bestrafen dünnen oder unkontrolliert skalierten User-Generated-Content; OpenAI hatte starken Anreiz, das Risiko zu neutralisieren, bevor eine Black-Hat-ähnliche site-weite Abstrafung greift.
Sind alle vier Hebel umgelegt, werden /share
-URLs für Suchende unsichtbar und taugen nicht mehr als SERP-Zitate. Für SEOs ist die Lehre klar: Wenn ein stark frequentierter Pfad plötzlich Marken- oder Compliance-Risiken birgt, ist noindex + Canonical + URL-Removal das schnellste Triple-Play, um ihn verschwinden zu lassen – bevor Googles Penalty-Algorithmen die Entscheidung treffen.
Bings Ein-Million-URL-Kater
OpenAIs Aufräumplan endete bei der Google Search Console. Bing zeigt daher noch rund 1 Million /share
-Seiten in den Ergebnissen – eine digitale Geisterstadt von ChatGPT-Unterhaltungen, die bei Google bereits unsichtbar sind. Die Lücke verdeutlicht drei strukturelle Unterschiede zwischen den Engines:
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Crawl-to-Index-Latenz – Googlebot besucht Domains mit hoher Autorität im Stundentakt; Bingbot braucht oft Tage. Als OpenAI
noindex
und Canonicals einfügte, crawlte Google schnell erneut und gehorchte. Bing hat seinen Rückstau einfach noch nicht abgebaut. -
Keine BWT-Intervention – Bings Werkzeuge für URL-Entfernung und Recrawl-Beschleunigung befinden sich in den Bing Webmaster Tools. Alles deutet darauf hin, dass OpenAI dieses Dashboard übersprungen hat, sodass Bingbot weiterhin der ursprünglichen „Allowed“-Direktive folgt, bis sein normaler Rhythmus die Änderungen aufnimmt.
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Historisches Verzögerungsmuster – Das ist nicht neu. 2021 lieferte Bing WordPress-Favicon-URLs noch Wochen nach ihrer Löschung bei Google, und vergangenes Jahr indexierte es ein geleaktes Font-CSS-Verzeichnis, das Google ignorierte. Die kleinere Bot-Flotte und das konservative Update-Fenster machen die Plattform anfällig für Indexing-Hangovers, wenn eine prominente Site Direktiven abrupt ändert.
Fazit für SEOs: Wenn Sie auf Bing-Traffic oder auf ChatGPT-Zitate bauen, die auf Bings Index beruhen, führen Sie zwei Dashboards. Stellen Sie Lösch- oder Recrawl-Anträge sowohl in der Search Console als auch in den Bing Webmaster Tools – andernfalls droht eine längere Phase, in der zwei Suchmaschinen zwei völlig unterschiedliche Realitäten zeigen.
Warum nicht-englische /share
-Ergebnisse in Bing dominieren
Eine kuriose Nebenwirkung von Bings Verzögerung ist, dass die verbliebenen /share
-Seiten überwiegend nicht-englisch und nicht-lateinisch sind – Japanisch, Russisch, Arabisch, Thailändisch. Drei Faktoren erklären diese Schieflage:
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Regionale Index-Slices aktualisieren langsamer – Bing partitioniert seinen Index nach Regionen. Stark frequentierte US-EN-Slices werden zuerst aktualisiert; periphere Sprach-Shards warten eine Woche oder länger, bevor
noindex
-Seiten entfernt werden. -
Duplicate-Cluster-Priorisierung – Bings Deduplizierungs-Algorithmus behält pro Canonical-Cluster nur eine URL. Als die englischen Versionen bei Google verschwanden und ihr Link-Equity verloren, verlagerte Bing den Schwerpunkt auf einzigartige nicht-englische Varianten, die weiterhin Nutzersignale lieferten.
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Serving- vs. Indexing-Diskrepanz – Bing kann eine URL intern als „deindexiert“ markieren, sie aber in Regionen mit geringer Konkurrenz weiter ausliefern, bis der nächste vollständige Deployment-Zyklus läuft. Diese Lücke erklärt, warum arabische Suchanfragen weiterhin
/share
-Seiten liefern, selbst wenn Bings Indexzähler bereits sinkt.
Optimierungs-Insight: Zu beobachten, welche Sprachen zuerst verschwinden, liefert eine Live-Lektion über Crawl-Budget und Vertrauensmodell der jeweiligen Engine. Bei mehrsprachigen Sites können gestaffelte Direktiven (z. B. zuerst EN, dann JP) unbeabsichtigte Duplicate-Content-Fenster öffnen. Die sicherere SEO-Taktik besteht darin, noindex
- und Canonical-Updates global auszurollen und anschließend in jedem lokalen Datencenter per VPN-gestütztem SERP-Check die Entfernung zu verifizieren.